Wenn Psychologen, Ärzte und Therapeuten von Burn-out sprechen, beschreiben sie häufig das, was
im Schamanismus als "Seelenverlust" bezeichnet wird. Das Phänomen des Seelenverlusts ist vergleichbar mit dem Überlebensmechanismus der Eidechse. In Gefahrensituationen opfert sie ihren Schwanz, um sich selbst vor dem Gefressen werden zu retten. So ähnlich verhält es sich auch beim Burn-out Syndrom.
Auslöser für Burn-out ist ebenfalls eine Gefahrensituation. Diese ist jedoch nicht akut und kurz wie bei der Eidechse; die Gefahrensituation, die beim Menschen zum Burn-out führt, ergibt sich vielmehr aus einem längerfristigen Verweilen in einem lebensfeindlichen Umfeld. Der Mensch versucht dieser andauernden Gefahrensituation Stand zu halten, indem er Teile seiner psychischen Funktionsfähigkeit opfert, um zu überleben. Dieser Mechanismus ist bekannt aus der Traumaforschung. Auch wenn die Ursache von Burn-out kein akutes Trauma ist, so gilt doch als erwiesen, dass permanenter Leistungs- und Zeitdruck eine traumatisierende Wirkung hat. Er führt zu innerem Getrieben sein, aus dem es für die betroffenen Personen keinen erkennbaren Ausweg gibt. So versuchen sie dadurch zu entrinnen, dass sie ihre Wahrnehmung auf das Nötigste reduzieren, um die Belastung so wenig wie möglich spüren. Eigene Bedürfnisse und Gefühle werden nicht beachtet und zunehmend abgespalten.
Die Folgen dieser Form von Überlebenstechnik sind hinlänglich bekannt: innere Leere, Erschöpfung, Desinteresse, Sinnlosigkeit, Einsamkeit, Suchtverhalten, Depression. Kurz gesagt Burn-out. Burn-out ist eigentlich die letzte Station eines längeren Prozesses, der leise und unbemerkt seinen Anfang nimmt und über verschiedene Abstufungen zum völligen Ausgebrannt sein führen kann.
Hinsichtlich Prävention und Heilung haben Wissenschaftler mittlerweile erkannt, dass die Symptom orientierte Beseitigung von Störungen nicht ausreicht, um den Betroffenen wieder das Gefühl zu geben, vital und gesund im eigenen Körper zuhause zu sein. Sie setzen daher vermehrt auf ein empathisches Umfeld, auf Entschleunigung und Selbstkompetenz (= organisations- und persönlichkeitsbezogener Zugang).
Die schamanische Sichtweise im Zusammenhang mit Burnout ist deshalb interessant, weil sie den Mangel an Kraft und Energie als Seelenverlust diagnostiziert und damit einen spirituellen Zugang zu dieser Thematik eröffnet.
Der spirituelle Zugang wird in der bisherigen Burn-out-Forschung noch nicht berücksichtigt, ist aber meines Erachtens von großem Wert in der Beratung und Therapie, weil
- eine Hilfe angerufen wird, die nicht mit dem überforderten Ich des Burn-out-Betroffenen identisch ist. Heilung wird durch überlegene Geistkräfte vermittelt, kommt also von außerhalb
- bei der Anwendung schamanischer Heilmethoden (Rituale, Reisen) ein zeitloser Raum betreten wird, der darauf ausgerichtet ist, den Burnout-Betroffenen vom linearen Zeitempfinden zu lösen. Damit erfährt er eine wirksame Unterbrechung seines Getrieben seins.
- im Schamanismus unterschieden wird zwischen Kraft und Schwäche auf der energetischen Ebene. Dem Burn-out-Betroffenen wird so ermöglicht wahrzunehmen was stärkt und was schwächt, was hilft und was schadet.
Christina Arnold
Burnout-Hilfe Tirol